Bohnen sind genügsame Gewächse. Sie brauchen wenig Nährstoffe zum Wachsen und liefern danach den ganzen Sommer hindurch hohen Ertrag. Wer Sie zudem fleissig wässert, wird mit noch mehr Ernte beschenkt. Gleichzeitig erbringen sie dem gärtnernden Menschen eine wertvolle Dienstleistung: durch ihre Fähigkeit, mittels an ihren Wurzeln haftenden Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft zu fixieren, reichern sie den Boden mit pflanzenverfügbarem Stickstoff an. Für jeden Garten sollte daher gelten: Beans for all means!
Botanisch zählen Bohnen zu den Schmetterlingsblütlern (Fabaceaen). Ihre Blütenform ist unverwechselbar, sie teilt sich auf in Schiffchen, Fahne und Flügel. Ein «Schiffchen»? Ja, wirklich! Beim nächsten Spaziergang findet sich sicher irgendwo blühender Klee, welcher genau beschaut werden kann – auch er gehört, neben beispielsweise Erbsen, Lupinen, Erdnüssen, Alfalfa oder Linsen, zu den Fabaceaen.
Nun ist Bohne aber nicht gleich Bohne. Wir sind da sprachlich einfach nicht so genau.
Gestatten: die Stangenbohne. Bei uns landläufig, was wir uns wahrscheinlich unter «Bohne» vorstellen. Die Stangenbohne ist hochgewachsen, ziert mit zahlreichen weissen oder rosa Blüten den Garten, und erfreut dann von Juni bis Oktober mit meist grünen oder aber gelb, blau oder violett gesprenkelten Hülsenfrüchten den Gaumen. Verspeist werden bei der Stangenbohne die frischen Hülsen. Manche Sorten (beispielsweise «Coco») produzieren bis zu 20 cm lange Hülsen, sie können auch in kefenartige Stücke geschnitten werden und bereichern so besonders auch asiatische Gerichte. Fadenlose Sorten wie «Die Weinländerin» oder das «Gelbe Posthörnli» vereinfachen das sonst etwas aufwendige Rüsten. Aus dem eigenen Garten geerntet, kann man die Hülsen direkt an der Pflanze hinter dem Kelch abschneiden (statt sie mit dem Stiel zu ernten). So ist man in der Küche nochmals schneller.
Die kleine Schwester der Stangenbohne wäre dann die Buschbohne. Ihr fehlt die hohe Eleganz des Stangengeschwisters, sie dümpelt bodennah herum, wird manchmal 25, manchmal 30 cm hoch. Sie wächst – klar – buschig, braucht also etwas mehr Platz im Beet. Buschbohnen sind dafür oftmals weniger anfällig gegenüber Krankheiten und Läusen und sie kommen auch mit windexponierteren Standorten und im Halbschatten gut klar. Was die Zartheit der Früchte angeht, so haben die Sorten der Buschbohne wahrscheinlich die Nase vorn. Die rote Kidneybohne ist übrigens auch eine Form der Buschbohne. Baut man Kidneybohnen an, so wartet man bis die Samen in der Hülse voll ausgereift sind, sie bereichern dann als Trockenbohne den Winter hindurch wärmende Chilis sin oder con Carne mit eigens gezogenen Eiweissen. Buschbohnen haben eine schnellere Reifezeit als Stangenbohnen, sie können daher bis in den Herbst hinein in wiederholten Sätzen angebaut werden. Verglichen mit Stangenbohnen sind sie zudem genügsamer was ihren Hunger auf Nährstoffe angeht.
Was? Stangenbohnen sind gefrässiger als Buschbohnen? Ja! Wer schon mal als Bohnenstange bezeichnet wurde, dem wurde durch die Blume nahegelegt er/sie sei gross und dünn. Meist lauert dahinter auch ein impliziertes zu dünn. Und was dünn ist, muss ein Problem mit der Nährstoffaufnahme haben, sprich: diese ist eher gering. Das ist ja schon bei den Menschen als Zuschreibung nicht nett und vielfach falsch. Denn Bohnenstangen sind natürlich keine Menschen sondern Rankhilfen; sie werden von Stangen- und Feuerbohnen benötigt. Klar, diese Rankhilfen müssen zwingendermassen gross und dünn sein, bis zu 2.50 m klettern nämlich Stangenbohnen, bei der Feuerbohne kann es auch mal 4 m hoch werden. Aber da kehrt sich dann die Sache mit der geringen Nährstoffaufnahme um, Stangen- und Feuerbohnen benötigen nämlich als einzige unter den Bohnen etwas Kompost im Anbau. Man zählt sie damit zu den Mittelzehrern; im Gegensatz zu den niedrig wachsenden Bohnen, welche allesamt Schwachzehrer sind. Eigentlich klar – was hoch wächst, braucht viel Futter. Die enorme Blattmasse, welche diese Bohnen zu versorgen haben, kostet den Boden, trotz pflanzeninterner Stickstoffversorgung, zusätzliche Nährstoffe.
Puff- oder Saubohnen kennt man bei uns vor Allem als stickstoffeintragende und bodenlockernde Vorkultur, kulinarisch sind sie eher unbekannt. Anders in Italien, von roh gegessen bis zu Mus verarbeitet, werden sie dort traditionell auf verschiedene Arten zubereitet. Saubohnen sind die Kaltstarter unter den hiesig wachsenden Bohnen, ab Ende Januar können sie ausgelegt werden (im Gegensatz zu anderen Samen spricht man bei Bohnen von «legen» und nicht von «säen»). Je früher man sie legt desto besser, späte Saaten werden von Läusen regelrecht überfallen.
In ganz anderem Kleid erscheinen die Feuerbohnen, sie sind die Schönlinge unter den Bohnen. Ihre zahlreichen imposanten Blüten erstrahlen schneeweiss, rot oder auch rotweiss, aufgrund deren Grösse wird sie in Europa manchmal auch Prunkbohne genannt. Von Feuerbohnen können sowohl die Hülsen als auch die ausgereiften Samen gegessen werden, sie eignen sich oftmals auch sehr gut zum Trocknen. Wie alle Bohnen mögen sie kräftige und wiederkehrende Wassergaben, insbesondere da sie ein dichtes Blattwerk zu versorgen haben. Abgesehen vom Wasserbedarf sind Prunkbohnen aber pflegeleicht und sehr robust. Sie stellen keine grossen Ansprüche an den Boden und sind – einmal gekeimt – recht widerstandsfähig auch gegenüber kühlerem Wetter. Setzt man zwischen eine Reihe Stangenbohnen einige Feuerbohnen, so soll das gegen deren Befall durch die schwarze Blattlaus schützen.
Wer kein Fleisch isst – und zunehmend auch wer Fleisch isst – dem/der ist die Sojabohne sicher ein Begriff. Wir kennen davon zumeist die verarbeitete Version, den Tofu. Den gibt’s übrigens, der Züchtung sei Dank, seit vielen Jahren auch einheimisch und bio. Import-Tofu muss also nicht sein. Ich persönlich baue die Sojabohne nicht für Tofu an, sondern für meinen Lieblings-Sommersnack frisch aus dem Garten: Edamame! Sojabohnen sind im Anbau und der Wuchsform ähnlich wie Buschbohnen. Im Gegensatz zu der Buschbohne sind ihre Hülsen jedoch etwas weniger lang und pelzig behaart. Für Edamame pflückt man die Hülsen, wenn sie noch grün und die jeweils zwei oder drei Samen darin bereits voll ausgereift sind. Danach dürfen die Hülsen ein kurzes Bad im kochenden Salzwasser nehmen, werden nach Belieben und Geschmack noch mit etwas Meersalz bestreut und sind dann bereits servierfertig, am besten schmecken sie lauwarm. Gegessen werden nur die Samen, nicht die pelzige Hülle – gerade auch für Kinder ist es ein grosses Vergnügen, sich die Samen mit den Zähnen vorsichtig direkt in den Mund zu drücken.
Plop!