Nun hat die Zeit des Erntens, Essens und Naschens begonnen. Der Überfluss im Garten ist ohne chemisches Zutun zustande gekommen: In unserem Garten wird biologisch gegärtnert, was bedeutet, dass wir ohne chemische Dünge- oder Pflanzenschutzmittel auskommen. Das bedingt kreativere Herangehensweisen und stellt uns manchmal vor olfaktorische Herausforderungen…

Chemische Mittel stören das ökologische Gleichgewicht und belasten Böden, Umwelt und unsere Nahrungsmittel. Für gesundes Pflanzenwachstum baut man daher im Biogarten auf Vielfalt und Nützlingsförderung, auf das Setzen von gesunden und kräftigen Setzlingen zu den richtigen Pflanzzeiten, auf eine gute Standort- und Sortenwahl. Zudem versucht man, den Boden und die Bodenlebewesen mittels Mischkultur, Fruchtfolge, Mulchdecken, Gründüngungen und schonender Bodenbearbeitung zu schützen und zu pflegen. Längerfristig führen diese Pflegemassnahmen zum Aufbau einer dicken, fruchtbaren Humusschicht.

Wird gedüngt, so greift man auf Kompost oder Pflanzenjauchen zurück. Zum Ansetzen einer solchen Jauche legt man die kleingeschnittenen grünen Teile bestimmter Pflanzen in Wasser ein und lässt das Ganze dann, unter gelegentlichem Umrühren, ein bis drei Wochen stehen. So entsteht ein natürlicher «Flüssigdünger» mit dem man – je nach verwendeter Pflanze – den Kulturpflanzen gezielt Nährstoffe zufügen, sie stärken, sowie das Bodenleben und wichtige Bodenprozesse aktivieren kann. Brennnesseln beispielsweise gelten als Wachstumsförderer, Ackerschachtelhalm macht die Pflanzen stark und widerstandsfähig, zum Beispiel gegen Pilzkrankheiten.

Ist das ruhige Sammeln von Wildpflanzen wie Brennnesseln, Giersch, Rainfarn oder Ackerschachtelhalm durchaus noch romantisch, so unromantisch wird’s nach dem Ansetzen der Flüssigkeit: ein anderes Wort für Jauche ist Gülle, und Gülle…stinkt! In unserem Garten sieht’s also momentan recht malerisch aus, dem erhofften lieblichen Blütenduft macht jedoch die gärende Gülle den Garaus. Für die Augen schön, für die Nase obszön.

 Und was für die Nutzpflanzen im Garten gilt, das gilt im Falle der Brennnessel auch für uns Menschen! Brennnesseln (an unbedenklichen Orten gesammelt) sind wahrer Powerfood. Ihre Blätter, Samen und sogar die Wurzeln enthalten Chlorophyll, Eiweiss, Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente in grossen Mengen. Quietschgrün und wirklich fein ist beispielsweise ein frisches Brennnesselpesto.